Handballschiedsrichter schlagen ALARM

Würzburg – In der Region Unterfranken wird es immer schwieriger, Handballspiele mit neutralen Unparteiischen zu besetzen. Der Neulingslehrgang 2023 droht jetzt aufgrund zu weniger Anmeldungen zu platzen. Beim Bezirkstag mit Neuwahlen, wurden die Vereinsvertreter über die Entwicklung allgemein und des SR-Wesens informiert und um Hilfe gebeten. Dabei müssten die Vereine in ihrem eigenen Interesse für Schiedsrichter-Nachwuchs sorgen.


Der Bezirksschiedsrichterausschuss der Region schlägt deshalb Alarm. Sowohl Schiedsrichterwart Wolfgang Benzinger und SR-Lehrwart Reinhard Sachse bitten deshalb die Vereine eindringlich um Unterstützung. Andernfalls könnte der zunehmende Schiedsrichtermangel noch mehr Probleme aufwerfen.

Die SR-Einteiler hatten zuletzt mehrfach betont, dass (wie schon in der vergangenen Saison) wieder viele Spiele den verschiedensten Klassen nicht mit neutralen Unparteiischen besetzt werden können. SR-Lehrwart Sachse schreibt nun dazu: "Ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber wenn die Entwicklung so weitergeht, wird es bald so sein, dass Spiele in den oberen Klassen nur noch teilweise mit Teams, gar mit Einzelschiedsrichtern besetzt sein werden. Bei niedrigen Klassen muss der Verein das dann selbst regeln. Ich glaube, dies möchte keiner im Handballkreis." Es gibt Verbände, die für jede spielende Mannschaft und die dadurch verursachten Spiele, auch ein SR mitgemeldet werden muss, gar ein Team, wenn es höherklassig ist. Wird keiner gemeldet, dann wird die Mannschaft nicht integriert und oder wie in anderen Verbänden ein Fortkommen in höhere Ligen verwehrt. Soweit darf und soll es nicht kommen. Aber im Verband wird schon darüber geredet.

Hohe Abgaben wegen fehlender Schiedsrichter

Fakt ist, dass Vereine eine nicht unerhebliche Summe an den Verband zahlen als Fehlabgabe, weil sie keinen anrechenbaren Referees stellen konnten. "Uns jammern die Vereine immer vor, sie hätten zu wenig Geld für ihre Handballabteilung, insbesondere für die Jugend. Bei der Summe an Gebühren jammert aber keiner, sondern die betroffenen Vereine zahlen", sagt der Schiedsrichterwart Wolfgang Benzinger und fügt hinzu: "Für die vielen Euros kann man sicherlich eine Menge Jugendmannschaften mit Trikots ausstatten, den jungen neuen Schiedsrichter ein Angebot unterbreiten (Ausrüstung, Zuzahlung bei geleiteten Spielen o.ä.), beziehungsweise viele Freizeitaktivitäten mit seinen Jugendmannschaften tätigen. Und wohlgemerkt, dies sind nur die Zahlen für die SR-Gruppe Region Unterfranken." Der Trend in ganz Bayern ist alarmierend. Unterfrankens Arbeit in Sachen SR-Wesen ist laut Verband am Bezirkstag als vorbildlich bezeichnet.  

Der Appell der Verantwortlichen im SR-Wesen geht nochmals an die Vereine: "Bitte überzeugt durch Werbung im Vereinsleben und meldet eure Talente zum Neulingslehrgang an. Ihr tut Euch was Gutes und Eure Jugend wird es dem Verein danken."

Lehrwart Reinhard Sachse schlägt in die gleiche Kerbe. Er würde es zum Beispiel sehr begrüßen, wenn ehemalige Spieler nach ihrer aktiven Laufbahn den Weg zu den Schiedsrichtern finden würden. Perfekter Anlass ist aus seiner Sicht beginnende Lehrgang im April. Eine Infoveranstaltung findet am 29.3.23 Online statt. Ebenfalls eine innovative Neuerung. Den in der Modularen Ausbildung wird das Theoretische Online vermittelt. Hier hat der Deutsche Handballbund eine einheitliche gleichlautenden Lehrstoffplan erstellt.  Bei der Infoveranstaltung werden dann die Details besprochen. „Wir sind bereit“: sagt der Lehrwart. Einsteigen kann jede(r), die (der) mindestens 14 Jahre alt ist, Spaß am Handball hat und Mitglied in einem Verein des Bayerischen Handball-Verbandes (BHV) ist. Die Mitgliedschaft zahlt sicherlich auch der Verein, wenn er noch nicht Mitglied ist. Eine weitere Motivation.

Der Schiedsrichtermangel, unter dem die Spielklassen leiden, ist nach seinen Worten nach wie vor ein großes Thema. "Dieses Thema müssen wir aktiv ansprechen und in die Vereine tragen", so der Lehrwart.

"Leider," so Sachse "haben wir viele Vereine, welche die geforderte Zahl an aktiven Schiedsrichtern nur teilweise oder überhaupt nicht erfüllen. Wir können aber nur mit denen von den Vereinen zur Verfügung gestellten Schiedsrichtern arbeiten." Regelmäßig weise man daraufhin, in welchen Vereinen noch Handlungsbedarf besteht. "Wir haben die Vereine mehrfach zu dem Thema angeschrieben, aber auch gleichzeitig unsere aktiven Schiedsrichter sensibilisiert, offensiv um neue Kollegen zu werben."

Mit diesem Artikel soll Öffentlichkeitsarbeit neu starten. Parallel dazu habe der DHB viel Gutes getan um das Schiedsrichter-Wesen zu unterstützen. "Wenn man dann sieht, was bei all dem Aufwand letztendlich als Ergebnis herauskommt, ist man schon der Verzweiflung nahe", sagt Sachse. "Fakt ist, uns fehlt im Schiedsrichterwesen eine Generation und wenn unsere ,Alten‘ mal in ,Rente‘ gehen, werden wir das empfindlich zu spüren bekommen. Hier müssen wir gemeinsam mit den Vereinen nach Lösungen suchen."

Ziel: Quali für Verbandsebene.

Die Jugend-Qualifikation Saison 23/24 ist direkt im Anschluss dieser Saison im April. Der Landesverband hat die Leitung der Spiele an die Bezirke delegiert. Es wird spannender denn je. Die Perspektive hier die SR abrufen zu können, wird um einiges schwieriger, weil in der sogenannten Sommerpause, für viele SR die Luft raus ist. Einzelne haben ihr Bestes gegeben und viele Spiele geleitet. Manche noch nicht mal ihr Soll erfüllt. Stolz ist man auf die Anzahl junger Teams, welche dem Verband gemeldet wurden und zum Einsatz kamen. Hier hat sich die Lehrarbeit und das Engagement schon gelohnt. Hoffe, finden wir nunmehr weitere Talente. Und wer weiß: Vielleicht kann ja einer der möglichen Newcomer später einmal diesen Weg gehen.

Info-Anmeldung und weitere Informationen zum Neulingslehrgang gibt es auch auf der Internetseite des Bayerischen Handball-Verbandes unter dem Veranstaltungskalender.

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