Frauenpower für den Handball

Mit der Auerbacherin Cordula Raß führt erstmalig eine Frau als Vorsitzende den Handball-Bezirk Ostbayern. Neu in der Bezirksspielleitung sind Claudia Scheeler, Thomas Raß und Jasmin Hertel


Den 9. Ordentlichen Bezirkstag des Handball-Bezirks Ostbayern am 12. Februar im Saal des Sportheims des TV Altdorf hatten die Ehrengäste – Landrat Armin Kroder, Altdorfs 2. Bürgermeister und TV-Ehrenvorsitzender Horst Topp, der stellvertretende Vorsitzende des BLSV Oberpfalz Hermann Müller sowie der Präsident des Bayerischen Handball-Verbandes Georg Clarke – mit Grußworten eröffnet.

Clarke würdigte die Bedeutung Ostbayerns als Heimat der höchstklassigen Vereine des Freistaats – der HC Erlangen bei den Männern und der ESV 1927 Regensburg im Frauenhandball – die hervorragende Arbeit in den Vereinen und die Verdienste des scheidenden Vorsitzenden Lothar Rauscher, der sich auch in den Gremien des BHV stark engagiert habe, und dessen Kollegen in der Bezirksspielleitung. „Gerade in der Pandemie war die Belastung für die Ehrenamtlichen sehr hoch, ganz herzlichen Dank für den unermüdlichen Einsatz zum Wohle der schönsten Sportart der Welt.“ 

Anschließend hielt BHV-Vizepräsident Leistungssport Ben Schulze ein Referat zum Thema „BHV im Wandel“, in dem er die digitale Transformation und die fortschreitende Professionalisierung thematisierte. „Der BHV muss eine Art Service-Center für die Vereine werden“, sagte Schulze. „Den Spielbetrieb zu professionalisieren, ist eine absolute Kernaufgabe.“ Schulze hob zudem die Bedeutung der Mitgliedergewinnung, aber auch der Mitgliederbindung nach der aktiven Karriere für den Handball im Freistaat heraus.

Martin Haider, Mitarbeiter Mitgliederentwicklung beim Bayerischen Handball-Verband, thematisierte in seinem Vortrag den gesetzlichen Anspruch für Eltern auf die Betreuung ihrer Kinder in Ganztagesschulen ab dem Jahr 2026 und dessen Bedeutung für Vereine. „Da Hallenzeiten wegfallen werden, müssen wir es schaffen, ein Teil des Trainings in die Schulen zu verlagern.“ Den Personalmangel im Lehrersektor sieht Haider dabei als Chance. „Wir müssen Produktanbieter und damit Teil der Ausbildung unserer Kinder werden.“ 

Nun gab Bezirksvorsitzender Lothar Rauscher (HC Forchheim) einen Überblick über die vergangenen drei Jahre, die von der Coronapandemie geprägt waren. „Vier Wochen nach dem letzten Bezirkstag gab es den ersten Lockdown“, erinnerte Rauscher an den Saisonabbruch am 12. März 2020. Die Einstellung des Trainings- und Spielbetriebs hätte große Auswirkungen auf die Vereine gehabt. Eine Konsequenz war der Mitgliederschwund durch Entwöhnung. 

Rauscher hob dabei auch die Belastung der Funktionäre gerade im Bereich Spielbetrieb heraus, die in den Corona-Jahren sich um „tausende Spielverlegungen“ hatten kümmern müssen. Auch der Schiedsrichtermangel hatte Konsequenzen: „Einige Spiele konnten nicht mit Unparteiischen besetzt werden“, bedauerte der Bezirksvorsitzende.

Als positiv wertete Rauscher die vorangetriebene Digitalisierung im Verband. Unter anderem seien Meetings virtuell schnell und kostenneutral abzuhalten, Fortbildungen könnten im Trainer-, Schiedsrichter und Kampfgerichtwesen zeitunabhängig besucht werden, die Passkontrollen seien weggefallen und durch den Liveticker könnten Spiele in ganz Bayern verfolgt werden.  

Abschließend verlieh Lothar Rauscher seiner Hoffnung Ausdruck, dass die tolle Weltmeisterschaft der Männer-Nationalmannschaft und auch die kommenden Großveranstaltungen in Deutschland im „Jahrzehnt des Handballs“ viele Kinder zum Handball führen wird. 

Im Anschluss schilderte Rauschers für die Finanzen verantwortlicher Stellvertreter Thomas Liebel (TV Altdorf) die Finanzsituation. 2020 und 2021 hatte der Bezirk pandemiebedingt erhebliche Mindereinnahmen, da Spielbeiträge nicht eingezogen wurden, um die Vereine zu entlasten. Auch andere Einnahmequellen des Bezirks wie Schiedsrichterfehlbeiträge oder der Bescheidversand hätten Tiefststände erreicht. 

Die Kassenrevisoren Anna Weinberger (SV Obertraubling) und Christian Weiß (HC Sulzbach-Rosenberg) bescheinigten Liebel und der Bezirksspielleitung eine einwandfreie Buchhaltung und stellten den Antrag auf Entlastung. Dem kamen die anwesenden Vereinsvertreter ohne Gegenstimme nach.

Der nächste Programmpunkt war die Verabschiedung und Ehrung verdienter Ehrenamtliche.

Neben dem Bezirksvorsitzenden Lothar Rauscher wurden auch dessen Stellvertreter Thomas Liebel (Finanzen) und der langjährige Vorsitzende des Bezirkssportgerichts Dieter Jaretzke (DJK Erlangen) aus der Bezirksspielleitung verabschiedet.

Geehrt wurden:

BHV:

Verdienstnadel in Gold mit Kranz und Jahreszahl 30: Dieter Jaretzke

Verdienstnadel in Gold mit Kranz und Jahreszahl 20: Thomas Drummer

Verdienstnadel in Silber (10 Jahre): Cordula Raß

Verdienstnadel in Bronze (5 Jahre): Roy Bohn, Thomas Kollmer, Günther Lorenz, Thomas Raß 

Verbandsehrennadel Gold (15 Jahre): Robert Torunsky

Verbandsehrennadel Silber (10 Jahre): Lothar Rauscher

Verbandsehrennadel Bronze (5 Jahre): Thomas Liebel

 

BLSV:

BLSV-Ehrennadel in Gold mit großem Kranz (30Jahre): Dieter Jaretzke 

BLSV-Ehrennadel in Gold (20 Jahre): Karl Span 

BLSV-Ehrennadel in Bronze (5 Jahre) für gewählte Funktionärstätigkeit: Thomas Liebel, Cordula Raß 

BLSV-Ehrennadel in Bronze (5 Jahre): Roy Bohn, Günther Lorenz, Simon Ludwig, Thomas Raß

 

Danach waren die Neuwahlen unter der Leitung von BHV-Ehrenmitglied Ernst Werner (HC Weiden) als Wahlausschussvorsitzendem der Bezirksspielleitung an der Reihe:

Da Lothar Rauscher nicht mehr kandidiert hatte, wählten die 81 stimmberechtigten Vereinsvertreter ohne Gegenstimme Cordula Raß (SG Auerbach/Pegnitz) zur neuen Bezirksvorsitzenden. Ebenfalls ohne Gegenstimme wurden die bisherigen Stellvertreter Dr. Dieter Hierl (Bildung, HG Hemau/Beratzhausen), Robert Torunsky (Talentförderung, ESV 1927 Regensburg) und Sven Wirth (Spieltechnik, HSG Aschafftal) in ihren Ämtern bestätigt. Als neue Stellvertreter wurden einstimmig für den Bereich Jugend Thomas Raß (SG Auerbach/Pegnitz) und für Finanzen Claudia Scheeler (HG Amberg) gewählt. Neue Vorsitzende des Bezirkssportgerichts wurde, ebenfalls einstimmig, Jasmin Hertel (HG Amberg). 

Als neue Kassenrevisoren wurden ohne Gegenstimme Marco Forster (HC Sulzbach) und Daniel Kessler (ESV 1927 Regensburg) bestimmt.

Anschließend bat die neue Bezirksvorsitzende Cordula Raß, die dem Bezirksehrenvorsitzenden Werner Guzik als „Ziehvater“ für ihren Werdegang von der Minitrainerin zur Bezirksvorsitzenden dankte, um die Unterstützung der Vereine für der von ihr als „GmbH – eine Gemeinschaft mit berechtigter Hoffnung“ bezeichnete neue Bezirksspielleitung. In ihrer ersten Amtshandlung erbat sie von den Vereinsvertretern die Ehrenmitgliedswürde für Lothar Rauscher, Thomas Liebel und Dieter Jaretzke. Diesem Antrag wurde ohne Gegenstimme gefolgt. 

BHV-Präsident Georg Clarke sah den Bezirk Ostbayern mit seinem jungen und mit vielen Frauen besetzten Führungsteam in einer Vorbildrolle und auf einem „sehr, sehr guten Weg“ und freute sich auf das Wiedersehen beim Verbandstag mit Neuwahlen am 16. und 17 Juni.

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