Bunkerladies trotzen beim 31:20 gegen Nürtingen den Vorzeichen

Lediglich neun Feldspielerinnen standen ESV-Coach Csaba Szücs am Wochenende gegen die in Bestbesetzung anreisenden Nürtingerinnen zur Verfügung. Doch die zeigten sich in Top-Verfassung!


Beim Abschlusstraining der Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg am Donnerstag musste das Schlimmste befürchtet werden: Neben den Langzeitausfällen Nicole Lederer und Sophia Peter fehlten gleich vier weitere Spielerinnen krankheitsbedingt. Das Lazarett lichtete sich bis zum Anpfiff des Spiels gegen die TG Nürtingen am Samstagabend zwar etwas, dennoch musste Coach Csaba Szücs ohne Linkshänderin Franzi Peter und Kreisläuferin Julia Drachsler auskommen. Alles andere als gute Vorzeichen für den ersten Heimerfolg also, denn die in Bestbesetzung angetretenen Nürtingerinnen kamen zudem mit dem Selbstvertrauen eines Kantersiegs über den starken Aufsteiger Rödertal angereist. Und dann war ja noch die Sache mit den Unentschieden: Beide Vergleiche mit der TG in der abgelaufenen Runde endeten Remis und auch die vergangenen beiden Auftritte des ESV waren in einer Punkteteilung gemündet. Die Siegchancen der Oberpfälzerinnen schienen also nicht gerade hoch, doch die verbliebenen neun Feldspielerinnen hatten sich dennoch viel vorgenommen. 

Geprägt von zwei starken Abwehrreihen

Als der ESV beim Stand von 1:2 nach knapp sieben Minuten zwei „Hundertprozentige“ in Serie vergab, schienen die Erfolgsaussichten noch weiter abgenommen zu haben. Gestützt auf starke Blockarbeit und eine glänzende Stephanie Lukau im Tor gelangen wenig später aber zwei einfache Treffer durch Gegenstöße von Johanna Brennauer. Amelie Bayerl löste die schwierige Aufgabe auf der ungewohnten rechten Rückraumposition gut, Marleen Kadenbach bewies Torjägerqualitäten sowie bei langen Pässen viel Übersicht und Sara Mustafic war ein ständiger Unruheherd am Kreis. Herausragend war aber die aufopferungsvolle Abwehrarbeit: Und war die Deckung ein seltenes Mal geschlagen oder nicht formiert, dann bügelte die gegen ihren Ex-Verein hochmotivierte Lukau dies mit einigen Glanzparaden aus. Wichtig war auch, dass es dem Trainerteam gelungen war, allen Spielerinnen kurze Verschnaufpausen zu verschaffen. Der 12:9-Halbzeitstand war ein beachtlicher Zwischenerfolg, doch es stellte sich die Frage, ob die Kraft reichen würde. 

Marleen Kadenbach von den Bunkerladies

Nach Wiederanpfiff verloren die Bunkerladies etwas die Übersicht und einige Pässe waren zu forciert oder nicht präzise genug. Deswegen nahm Coach Szücs bereits gut fünf Minuten nach Wiederanpfiff seine zweite Auszeit, um das Angriffsspiel neu zu sortieren. Für das nächste Ausrufezeichen sorgte aber Stephanie Lukau mit einem parierten Strafwurf, dem wenig später noch ein zweiter folgen sollte. Theresa Lettl gelang mit einem mutigen Schlagwurf in Unterzahl dann in der 41. Minute das 17:13 und damit die erste Vier-Tore-Führung der Gastgeberinnen. Die überragende Marleen Kadenbach (zehn Feldtore) traf ebenfalls immer zur richtigen Zeit und mit Nicole Schiegerl wurde eine sichere Siebenmeterwerferin gefunden. Ganz stark agierte auch Linksaußen Anika Bissel, die mit einem schönen Dreher nach der schnellen Mitte erfolgreich war und alle ihre fünf Würfe nach Wiederanpfiff netzte. Die ESV-Deckung arbeitete viele Kreisanspiele weg und so lief Nürtingen in die Falle. TG-Coach Simon Hablizel versuchte mit wechselnden Deckungsformationen und 7:6-Überzahl im Angriff alles, doch die Effektivität im Angriff war im Schlussdrittel der Partie einfach zu gering. So gelangen den Regensburgerinnen einige kraftsparende Treffer ins leere Tor. Beim ESV ging nun alles, bei Nürtingen lief kaum mehr etwas zusammen. Bezeichnend war der von Johanna Ziegler parierte Strafwurf in den Schlusssekunden, der den 31:20-Endstand bedeutete. Der Erfolg fiel sicherlich ein paar Tore zu hoch aus, war aber völlig verdient. Die begeisterten Zuschauer im „Bunker“ feierten die Mannschaft für die sensationelle Leistung zurecht mit Standing Ovations.

Amelie Bayerl von den Bunkerladies

Csaba Szücs: "Chapeau."

Trainer Csaba Szücs zog noch in der Halle seinen Hut vor dem Team: „Die Voraussetzungen waren echt schwierig und wie die Mannschaft diese Rückschläge weggesteckt hat, ist schlicht phänomenal. Das war ganz große Klasse, Chapeau.“ Auch der Sportliche Leiter Robert Torunsky war voll des Lobes: „Heute hätte niemand böse sein können, wenn es nicht gereicht hätte. Wie die Mädels zusammengerückt sind und von Beginn an ihre Chance geglaubt haben, ist außergewöhnlich und diese Mannschaftsleistung par excellence kann einen nur sehr stolz machen.“ Mit dem ersten Saisonsieg im Rücken freuen sich die Bunkerladies nun auf den Pokalkracher gegen Herrenberg am kommenden Samstag an gleicher Stelle.

ESV 1927 Regensburg:

Tor: Stephanie Lukau, Norá Mestyán, Johanna Ziegler

Feld: Marleen Kadenbach 10, Anika Bissel 5, Nicole Schiegerl 5/3, Amelie Bayerl, Sara Mustafic je 3, Johanna Brennauer, Theresa Lettl je 2, Anna Fuhrmann 1 sowie Franziska Höppe

Foto: H.C. Wagner - Text: ESV 1927 Regensburg, PM

zurück zur Übersicht


Top