ESV dreht Spiel nach der Pause

Lange Zeit taten sich die Bunkerladies im Zweitliga-Heimspiel schwer gegen einen stark aufspielenden SV Werder Bremen. Nach einem 12:13-Pausenrückstand kamen die Oberpfälzerinnen im zweiten Durchgang aber richtig in Fahrt. Für den emotionalen Höhepunkt beim 29:25-Erfolg sorgte das erste Bundesliga-Tor von Youngster Sophia Peter gut sechs Monate nach ihrer Kreuzband-OP in der Schlusssekunde.


In der Anfangsphase sah es nicht danach aus, dass Regensburg, ohne die Langzeitverletzte Anika Bissel und Defensivass Franzi Höppe angetreten, den ersten Heimsieg 2022 würde landen können. Gleich drei Offensivfouls bekamen die Oberpfälzerinnen in den ersten Minuten gepfiffen, für die sie selbst einen Siebenmeterpfiff erwartet hatten. Ein Pfostenwurf und zwei Ballverluste kamen hinzu und Bremen führte mit 7:3. ESV-Coach Csaba Szücs nahm eine frühe Auszeit und im Anschluss sollte es für die Bunkerladies besser laufen. Bremen brachte drei Strafwürfe nicht an Natalia Krupa vorbei und Regensburg nutzte zwei SV-Zeitstrafen um aufzuschließen. In der 25. Minute gelang Nicole Lederer mit dem 11:10 dann die erste Führung, doch in der Folgezeit war die Trefferquote aus dem Rückraum zu niedrig. „Wir haben lange nach Lösungen gegen diese abgeklärte 6:0-Abwehr gesucht“, blickte Trainer Szücs nach Spielende zurück. Pech kam auch wieder hinzu, als ein Wurf von der starken Rechtsaußen Nicole Schiegerl ein Bruchteil einer Sekunde nach der Pausensirene im Werder-Tor landete und folglich nicht zählte. „In der ersten Hälfte ist nicht viel für uns zusammengelaufen. Pfostenpech hinten und vorne, ein Ausrutscher bei einem Konter und noch einiges mehr. Trotzdem hatte ich beim 12:13-Halbzeitrückstand ein gutes Gefühl, da es so nicht weitergehen konnte“, sagte der Sportliche Leiter Robert Torunsky.

Nach Wiederanpfiff setzten die Bunkerladies auch die Anregungen von Coach Szücs besser um. Die Defensive agierte nun kompakter. Im Angriff wurde die gesamte Spielfeldbreite genutzt und von allen Positionen getroffen. Ein Doppelpack von Linksaußen Johanna Brennauer bedeutete die 18:15-Führung. Eine stark parierende Krupa und eine gleichermaßen überragende Franzi Peter erweckten eigentlich den Eindruck, dass hier nichts mehr anbrennen würde. Bremen steckte aber nicht auf, bewies Moral und Können: Spielmacherin Denise Engelke, die vor knapp zehn Jahren vor den Toren Bremens beim TV Oyten mit Regensburgs Spielmacherin Anna Fuhrmann zusammengewirbelt hatte, gelang in der 46. Minuten dann das 20:20. Amelie Bayerl sorgte mit einem brachialen Hüftwurf dafür, dass der Ausgleichstreffer das Höchste der grün-weißen Gefühle sein sollte. Krupa-Paraden bildeten die Basis für das gefürchtete Umschaltspiel der Regensburgerinnen, die fortan wieder davonzogen. Beim25:22 setzte Bremens Coach Robert Nijdam notgedrungen auf die siebte Feldspielerin, was Natalia Krupa und Johanna Brennauer mit Würfen ins verwaiste SV-Gehäuse bestraften, gleichbedeutend mit der Vorentscheidung. Die Partystimmung im „Bunker“ sollte in der Schlusssekunde dann noch einen besonderen Höhepunkt erfahren. Franzi Peter war nur durch ein Foul zu stoppen und für den fälligen Siebenmeter wurde Schwester Sophia eingewechselt, die erst im September am Kreuzband operiert worden war. Der Youngster im Team wahrte mit ihrem Tor die makellose Bilanz vom Punkt an diesem Abend und sorgte für einen Gänsehaut-Moment. Peter hatte ihrer jüngeren Schwester direkt nach deren Knieverletzung in der Saisonvorbereitung den Klassenerhalt versprochen: Dass der nun schon neun Spieltage vor Saisonende gelungen ist und Sophia Peter sogar ein Tor in der laufenden Runde gelang, hat etwas von einem Märchen. Die Ergebnisse aus den anderen Hallen machten den Handballabend perfekt: Der ESV darf sich weiter über den sensationellen fünften Platz freuen und die Standing Ovations der begeisterten Tribüne hatten sich alle Bunkerladies redlich verdient.

ESV 1927 Regensburg:

Tor: Krupa 1, Mestyán

Feld: Franziska Peter 7/1, Brennauer 7/3, Schiegerl 4, Bayerl 3, Drachsler, Lederer je 2, Mustafic, Stefan je 1, Sophia Peter 1/1 sowie Anna Fuhrmann.

Fotos/Text: Hans-Christian Wagner

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