HC blamiert sich gegen Tabellenvorletzten

Die Gäste aus Hannover konnten es kaum glauben, einen Auswärtssieg beim Favoriten HC Erlangen erlangt zu haben. Übermütig feierten sie im Spielerkreis den verdienten Erfolg.


(hn) Hannover-Bergedorf, der Tabellenvorletzter war mit bisher nur zwei Pluspunkten nach Nürnberg angereist ist. Als Favorit ins Spiel gegangen, hat sich der HC Erlangen in allen Belangen meisterlich blamiert. Ein Kommentar von Norbert Höhn aus der ARENA Nürnberger Versicherung:

Der HC Erlangen ist ohne Zweifel als Favorit in das Spiel gegen die Recken gegangen. Die Gäste haben bisher nicht in die Spur gefunden und stehen mit ihrem neuen Trainer, dem Ex-Bundestrainer Christian Prokop als Vorletzter in der Tabelle der Handball-Bundesliga.

Wer Favorit ist und in seinem Wohnzimmer auch sein will, muss diese Rolle auch annehmen und beweisen, dass er sie zurecht verdient. Da ist es wenig hilfreich, den Gegner schon in der Vorschau stark zu reden und vor ihm zu warnen. Respekt ja – Angst machen nein.

Es hat sich von Anfang an gezeigt, dass die Recken zeigen wollen, dass sie wirklich stärker sind als ihr Tabellenplatz aussagt. Das gute Spiel gegen die Füchse Berlin (22 : 25) hat ihnen auch mehr Selbstvertrauen gegeben. Aber auch Erlangen, das bis mit einem ausgeglichenen Punktekonto von 7 : 7 aufwarten konnte, wollte zeigen, dass es nach dem Sieg gegen den Tabellenletzten Lübbecke weiter nach oben in der Tabelle gehen kann.

Erlangen konnte in der 1. Halbzeit zwar immer ein Tor vorlegen, aber die Gäste ließen sich nicht abschütteln. Zumal Erlangen sie zum Tore werfen nahezu gezwungen hat. So eine Vielzahl von einfachen Fehlern leistet sich keine Mannschaft in der Bundesliga. Da wurde der Ball einfach ins Leere geworfen, Würfe auf Tor wurden unvorbereitet abgezogen, riskante Anspiele an den Kreis in Unterzahl probiert, so dass die Gäste immer öfter alleine vor  Klemen Ferlin auftauchen und so leichte Tore erzielen konnten. Es war wieder einmal der Torwart, der es verstand schon nach kurzer Spielzeit ein ums andere Mal seine Truppe mit spektakulären Paraden im Spiel zu halten. Endlich gelang es den Hausherrn gegen Ende der 1. Halbzeit durch konsequentes Abwehrverhalten und gut vorgetragene Angriffe einen 4-Toe-Vorsprung zu erarbeiten. Doch Leichtsinn und Leichtfertigkeit ließen die Gäste zum Halbzeitstand von 16 : 14 herankommen.

Nach der Pause ging s munter weiter. Erlanger verwaltete einen 2-Tor-Vorsprung, konnte diesen aber durch eine schwache Abwehr und z.T. unkonzentrierte Angriffsleitung nicht weiter ausbauen. Auch Ferlin konnte Mitte der 2. Halbzeit – oft von seine Vorderleuten in Stich gelassen – nicht mehr an seine Leistung aus der 1. Halbzeit anknüpfen und musste ein ums andere Mal hinter sich greifen. Wobei die Gäste bei ihren Würfen auch oft sehr viel Glück hatten. Warum hier nicht Martin Ziemer eingewechselt wurde, wird wohl das Geheimnis des Trainerstabes bleiben wie überhaupt von der Bank auch zu wenige Impulse kamen.

Als dann 10 Minuten vor dem Ende Prokop zwei Spieler vor seine Deckung stellte, war das Erlanger Latein am Ende. Völlig plan- und kopflos agierten nun die Hausherren. Es wurden kaum noch anspielbare Mitspieler gefunden, in der Mitte rannten sich die Erlanger über den Haufen oder standen sich gegenseitig im Weg. Völlig ratlos hörten die Franken auf zu spielen und gaben das Spiel aus der Hand, was die Gäste dankbar annahmen und den  ersten Auswärtssieg überschwänglich feiern konnten. Warum der HC bei einem 3-Tore-Vorsorung der Gäste in den letzten 30 Sekunden zur Manndeckung überging, war ebenso unverständlich wie verschiedene taktische Anweisungen und Auswechslungen vorher.

Der HCE zeigte sich zum wiederholten Male als guter Gastgeber und hat seine Gäste mit seinem zaghaften Spiel wieder zu mehr Selbstvertrauen verholfen.

Beispielhaft für das Spiel waren die beiden Sieben-Meter. Einmal von Hampus Olsson neben das Tor und in entscheidender Situation von Simon Jeppson zwei Meter über das Tor. Höchststrafe für die Schützen: Der Gästetorhüter hat einige der Würfe aufs Tor gefangen! Wahr ist aber auch, dass sich mit Christoph Steinert der Toptorjäger krankmelden musste. Er fehlte sowohl im Angriff wie in der Vereidigung. Aber solche Ausfälle hat der HC schon besser gelöst, siehe Schlussphase der letzten Saison.

Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern, die leider zu oft zu Recht in der Kritik stehen. Die beiden jungen Sportler Julian Fedtke (27) und Niels Wienrich (25) haben das Spiel unaufgeregt und souverän geleitet. Da könnten sich die sog. Spitzenschiedsrichter*innen eine dicke Scheibe abschneiden.

In der jetzigen Situation hilft wenig alles schön zu reden, wie das Trainer Michael Haas in der Pressekonferenz getan und sich vorbildlich vor seine Mannschaft gestellt hat. Sportdirektor Raul Alonso hat recht, wenn er sagt, dass so ein Spiel analysiert werden muss und die Gründe für dieses Einbrechen gefunden werden müssen, zumal dies ja nicht das erste Mal ist. Wenn es so weiter geht, wird der HC sich wohl wieder eher nach unten absichern müssen. Auch wenn die Mannschaft von der Zusammensetzung her im oberen Drittel mitspielen sollte, was auch das Saisonziel war. Die Fans waren jedenfalls von der Vorstellung ihrer Mannschaft bedient, so schnell und so still hat sich bisher die ARENA nicht geleert!

Die nächsten beiden Auswärtsspiele gegen die Mannschaft der Stunde, dem SC Magdeburg (31.10.) und Balingen- Weilstetten (11.11.) und das Heimspiel gegen das starke Team des HSV Hamburg (14.11.) um Jogi Bitter machen die Situation für Mannschaft und Trainerteam nicht leichter.

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