Finale! U19 nach Krimi im Endspiel!

31:30-Zittersieg im Halbfinale gegen Spanien: Torwart David Späth rettet in der Schlussphase die DHB-Auswahl


Torwart David Späth schlug jubelnd auf den Hallenboden, von seinen Mannschaftskameraden fiel sichtlich alle Anspannung ab - und dann ließen sie ihren Torwart hochleben, als er zum besten deutschen Spieler dieses denkwürdigen Halbfinales gekürt wurde. Am Freitagabend um 19.01 Uhr ging der Finaltraum der deutsche U19 im kroatischen Varazdin in Erfüllung. Durch einen in der Schlussphase hartumkämpften 31:30 (17:14)-Erfolg über Spanien zog die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger ins Endspiel ein. Wer am Sonntag um 17.30 Uhr (live auf sportdeutschland.tv) der Gegner sein wird, entscheidet sich später im zweiten Halbfinale zwischen Gastgeber Kroatien und Slowenien.

Acht Minuten vor dem Ende des Halbfinales sah es bei der 29:24-Führung der Deutschen nach einer klaren Sache aus, dann profitierten die Spanier von einigen Nachlässigkeiten und Fehlpässen der DHB-Auswahl im Angriff - und hatten beim 30:30 die Chance, erstmals in Führung zu gehen. Doch eine von insgesamt elf Paraden von Matchwinner David Späth sorgte dafür, dass der Ausgleich Bestand hatte, per Siebenmeter erzielte Tim Freihöfer wenige Sekunden vor dem Ende den 31:30-Siegtreffer, der finale spanische Freiwurf wurde abgeblockt - und dann kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Lennart Leitz mit sieben Treffern und Florian Kranzmann (5 Tore) waren die besten deutschen Werfer in einem wahren Krimi.

„Das ist ein unglaubliches Gefühl, dass wir jetzt im Finale stehen. Das war ein knallhartes Spiel, und ich bin so stolz auf mein Team, dass wir das gewonnen haben. Wir haben toll gekämpft und ich bin total glücklich über den Finaleinzug“, sagte Späth nach dem Spiel. Bundestrainer Martin Heuberger sprach von einer „fantastischen Leistung“ seiner Mannschaft: „Viele Spieler hatten heute mehr Anteile als zuvor, und alle haben sich toll eingebracht. Wir haben heute wirklich alles gegeben, was wir haben. Der Gegner fürs Finale ist mir eigentlich egal. Wir wollen ungeschlagen hier abreisen, egal, gegen wen wir am Sonntag spielen.“

Schon vor der Pause lag die deutsche Mannschaft nie hinten, im Gegenteil: phasenweise dominierte sie Spiel und Gegner nach Belieben, sechsmal lag das Team Mitte der ersten Hälfte mit vier Treffen Differenz vorne, vor allem die Abwehr stand wieder einmal bärenstark, dahinter hielt David Späth von den Rhein-Neckar Löwen bereits sehr gut. Im Angriff lief es rund, auch wenn dem bisher besten DHB-Werfer Renars Uscins vor der Pause einige Mal die Präzision fehlte. Dafür sprangen andere in die Bresche: Luca Klein und Lennart Leitz erzielten jeweils vier Tore in Hälfte eins und waren die Antreiber in der Offensive.

Interessanterweise hatten die Spanier eine höhere Angriffseffektivität zur Pause, ein Plus bei den Paraden und im Gegensatz zu Deutschland (drei Zeitstrafen) noch keine einzige Unterzahlsituation. Dennoch führte die deutsche Mannschaft mit 17:14, weil Nico Bratzke ein Traumtor mit dem Pausenpfiff gelang.

Doch die Spanier kamen deutlich verbessert aus der Kabine: Nach wenigen Minuten betrug der Vorsprung beim 17:16 nur noch ein Tor, dann scheiterte Florian Kranzmann mit einem Siebenmeter am spanischen Torwart Pablo Gonzalez - und postwendend folgte der Ausgleich durch Jan Gurri Areguay.

Aber dann drehte Späth auf, auch er wehrte einen Siebenmeter ab, und die DHB-Auswahl führte wieder mit 20:18. Und nun wurde Späth zum Helden, gleich mehrere wichtige Bälle wehrte der Torwart ab, die SHB-Auswahl setzte sich innerhalb weniger Minuten wieder auf 24:20 ab, zwang Spanien zur Auszeit in der 44. Minute. Aber die deutsche Mannschaft war in dieser Phase bärenstark, baute den Vorsprung durch einen Treffer der unglaublich effektiven Lennart Leitz ins leere Tor zum 27:22 erstmals auf fünf Tore Unterschied aus, das Finale war zum Greifen nahe. Beim 24:29 nahmen die Spanier acht Minuten vor dem Ende die letzte Auszeit. Und die zeigte Wirkung - 80 Sekunden vor dem Ende glich Gurri aus, doch dann sicherten Späth und Freihöfer den absolut verdienten Einzug ins Finale.

„Wie David die wichtigen Bälle hält und wie cool Tim den Siebenmeter reinmacht, war super. Aber ich freue mich für alle, vor allem die, die heute in die Bresche springen mussten, weil andere am Limit waren. Hier kämpft jeder für jeden, das zeichnet diese Mannschaft“, lobte Heuberger: „Wir haben uns mit einigen leichtfertigen Dingen im Angriff fast selbst um den Lohn gebracht, sind dann aber toll wieder zurückgekommen.“

In der Tat war es eine herausragende Leistung angesichts der schier unglaublichen Verletzungsserie in der deutschen Mannschaft, die auf fünf Stammspieler verzichten muss und in Fynn Nicolaus (Schulter) und Niclas Heitkamp (Knie) alleine zwei Spieler mit schweren Verletzungen während des Turniers verlor. Die deutsche Mannschaft ist nach fünf Siegen und dem Vorrundenremis gegen Dänemark weiter ungeschlagen. „Diese Mannschaft steckt einfach alles weg, selbst kaputte Schuhe und einen Klamottenausfall vor dem Halbfinale. Ich habe schon viele Turniere erlebt, aber noch keines, wo so viele, teils auch komische, Sachen passiert sind“, sagt Heuberger.

Deutschland - Spanien in Varazdin 31:30 (17:14)
Deutschland:
 David Späth (Rhein-Neckar Löwen/11 Paraden), Lasse Ludwig (Füchse Berlin) - Florian Kranzmann (5/2 Tore/TSV GWD Minden), Nico Schöttle (SG Pforzheim/Eutingen), Robert Kraß (Rhein-Neckar Löwen), Luca Klein (VfL Eintracht Hagen/4 Tore), Aron Seesing (TSV Bayer Dormagen/1 Tor), Lennart Leitz (TSV Bayer Dormagen/7 Tore), Renars Uscins (4 Tore/Bergischer HC/SC Magdeburg), Nico Bratzke (3 Tore/VfL Eintracht Hagen), Stephan Seitz (2 Tore/TuS Fürstenfeldbruck/1 Tor), Tim Freihöfer (4/3 Tore/Füchse Berlin), Justus Fischer (1 Tor/TSV Burgdorf), Sören Steinhaus (TSV Bayer Dormagen), Leon Ciudad Benitez (THK Kiel/TSV Altenholz) - Bester Werfer Spanien: Antonio Martinez (5) - Schiedsrichter: Boricic/Markovic (Serbien)  

Text: BP

Foto: EHF / Kolektiff Images

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