Funktionärin aus Auerbach: "Corona vergeht - Handball bleibt"

In vielen Sportarten wurde die Saison 2020/21 vorzeitig beendet, außer bei den Profis auch im Handball. Menschen wie Cordula Raß aus Welluck haben sich viele Gedanken gemacht, wie man „ihren“ Handballsport weiterleben kann.


Cordula Raß ist "Handballmutter" und Funktionärin im Bayerischen Handballverband. Die Frau aus aus dem Auerbacher Stadtteil Welluck ist seit 2016 Referentin für Kinderhandball im Bezirk Ostbayern, der auch den Raum Forchheim und Erlangen umfasst. 2019 erfolgte dann die Wahl zur stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Jugend.

Sie ist damit Ansprechpartner in allen Fragen zur Jugend für die 76 Vereine mit ihren über 470 Mannschaften des Spielbezirks, Mitglied in der Bezirksspielleitung und im Jugendspielausschusses des BHV.

Die Erinnerungen sind bei Cordula Rass noch allgegenwärtig. „Es war Samstag, der 7. März 2020. Da war ich noch in Bayreuth in der Halle: HaSpo Bayreuth gegen den TSV Rothenburg. Am Sonntag folgte eine Sitzung des Jugendspielausschusses in Nürnberg, die Qualifikation 2020 wurde hier ausgelost. „Und am Montag ging plötzlich los, ein Anruf eines besorgten Trainers aus einem der ersten Hotspots“, so Cordula Raß. „Zwar sei noch kein Jugendlicher und keine Jugendliche positiv getestet, aber man möchte nicht zu Spielen durch Bayern reisen“, hieß es.

Das Telefon stand nicht mehr still

Von da an stand das Telefon nicht mehr still. „Es gab Gespräche mit Vereinen, Gesundheitsämtern, Bezirksverantwortlichen, Geschäftsstelle München undsoweiter“, sagt Cordula Raß. Drei Tage später kam die Mail des BHV – der Spielbetrieb wird eingestellt.

„Viele denken, ich habe jetzt während der Pandemie nichts mehr zu tun“, so die handballbegeisterte Oberpfälzerin: „Doch weit gefehlt, eigentlich ist es noch viel mehr als vorher.“ Es gebe wöchentlich ein bis zwei Online-Sitzungen in den verschiedenen Gremien, um immer aktuell Entscheidungen zu treffen. Es sei viel organisiert worden, leider habe nichts davon durchgeführt werden können.

Nicht gerade begeistert war Cordula Raß von den dauernden Änderungen seitens der Politik: „Wir haben im Jugendausschuss eine Konferenz abgehalten und ausgearbeitet, wie wir den Jugendlichen das Spielen wieder ermöglichen können. Und zwei Tage später beschließen die Politiker, dass der Lockdown verlängert wird." Und das Ganze nicht nur einmal.

Vier Modelle für die Saison 2021/22

„Wir haben zur Zeit vier Modelle für die Saison 2021/22 in der Schublade“, erklärt die Funktionärin. Doch sie wollen die Vereine nicht verunsichern und halten diese immer noch zurück.

Viele Vereine haben im vergangenen Jahr versucht, mit Online-Training die Jugendlichen am Ball zu halten. „Ich habe hierbei auch sehr viele Gespräche geführt und auch aus den anderen Landesverbänden Tipps erhalten, wie man die schwierige Zeit überbrücken kann“, berichtet Cordula Raß. Es sei aber nicht einfach, die Kinder und Jugendlichen noch am späten Nachmittag oder Abend erneut an den PC zu bringen - "nach teilweise sechs Stunden im Homeschooling“.

Auch wenn es wieder besseres Wetter gebe, wollen viele lieber raus, als sich noch einmal ein Online-Training anzutun. Ihre Hoffnung legt sie auf die Inzidenzzahlen: „Wir hoffen, bald unter die 100 zu kommen, um endlich auch draußen trainieren zu können.“ Die Vereine bemühen sich bereits um Hartplätze oder andere Gegebenheiten, um hier wieder trainieren zu können. Noch habe sie noch nichts von Mannschaftsauflösungen gehört, aber das werde man erfahren, wenn man demnächst eine Abfrage dazu starte.Es gibt seit März 2020 keine Spielfeste mehr im Handballsport.

Viele Arbeit mit Hygieneplänen

Auch wurde sehr viel Zeit und Arbeit in die Erstellung von Hygienepläne investiert, aber bis auf ein paar wenige Spiele im Oktober 2020 wurden keine unter diesen Bedingungen durchgeführt.

„Wir wollen mit dem Start des Spielbetriebs warten, bis in den zwölf Landkreisen alles in Ordnung ist“, so die Funktionärin. Und die sind - mit ihrer Lage in der Oberpfalz, Mittel- und Oberfranken - höchst unterschiedlich von Corona betroffen. Eine Verbesserung der Lage führe zur Rückkehr zum normalen Trainings- und Spielbetrieb. „In Unterfranken sind die Zahlen niedriger, da wird gespielt, wir in Ostbayern können das wegen der hohen Zahlen noch nicht", erzählt Cordula Raß.

Für die Zukunft sieht sie auch die Möglichkeit mit Outdoor-Angeboten zu beginnen, denn bis man wieder in die Halle könne, werde es noch eine Zeit dauern. „Auch die älteren Jugendlichen könnten uns wegbrechen, weil sie in diesem Jahr andere Aktivitäten nachgingen“, befürchtet sie. Auch die ehrenamtlichen Funktionäre seien langsam "sitzungsmüde“.

"Wir lassen uns nicht abhängen"

„Wir sind die Nummer zwei hinter Fußball in Deutschland, werden uns aber nicht abhängen lassen“, verspricht Cordula Rass kämpferisch. „Denn Corona vergeht, aber der Handball bleibt!“ Es seien so viele Leute, die ihr Herzblut für den Handballsport gäben. Auch den Trainern, Betreuern, Eltern, Kommunen und Sponsoren möchte sie danken, obwohl aktuell nichts läuft. „Wir werden vielleicht etwas kleiner aus der Pandemie heurauskommen, aber dafür gestärkter. Denn wir sind eine Handball-Familie“.

Text und Bild: Jürgen Masching

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