Profivertrag für Nils Lichtlein!

Der Ex-Regensburger vom ESV 1927 erhält bei den Füchsen Berlin einen Drei-Jahresvertrag - mehr Informationen im Artikel von Gerd Winkler/ Mittelbayerische Zeitung!


Profivertrag für den Ex-Regensburger Nils Lichtlein

Bundesligist Füchse Berlin bindet den 18-jährigen Handballer für drei Jahre. Als D-Jugendlicher kickte er noch in der Jahn-Schmiede

Von Gerd Winkler, Mittelbayerische Zeitung

REGENSBURG. Für den Regensburger Nils Lichtlein ist ein Traum in Erfüllung gegangen, wie er selbst sagt. Der ambitionierte Handball-Bundesligist Füchse Berlin hat seinen 18-jährigen Junioren-Nationalspieler, einem Eigengewächs des ESV 1927 Regensburg, mit einem Drei-Jahresvertrag ausgestattet. Für den Linkshänder ist die Saison 2020/21 somit an Extremen kaum zu toppen.

Im Sommer 2020 machte sich der Rückraumspieler schon Hoffnungen auf sein erstes Pflichtspiel bei den Profis. Das Verletzungspech beförderte ihn in den von Nationalspielern gespickten Kader. In der Vorbereitung kam der gerade volljährig gewordene Lichtlein gegen den polnischen Serienmeister KS Kielce und den ambitionierten Zweitligisten HSV Hamburg zum Einsatz. Ein Muskelbündelriss im Oberschenkel bremste ihn jedoch für drei Monate aus.

Als Nils Lichtlein wieder fit war, hatte sich die Lage bei den Profis entspannt. Doch an planmäßiges Spielen in der A-Jugendbundesliga der Jungfüchse sowie im Drittliga-Team war nicht zu denken. Corona ließ bis heute keinen Spielbetrieb zu. Im Saft steht Nils dennoch, der Bundes- und Landeskader in Berlin hat die Erlaubnis zum Trainieren: sieben Einheiten, davon drei vormittags, unter der Woche.

Hintertür bleibt offen

Pflichtspiele in “seinen Mannschaften” für diese Saison dürften Utopie sein. Eine Hintertür gibt's, sollte das Verletzungspech den Profikader erneut heimsuchen. “Rechnen tue ich eigentlich nicht damit. Aber es stehen viele Spiele an, vielleicht brauchen sie ja meine Hilfe”, sagt Lichtlein. Als 11-Jähriger stand Nils im Sommer 2013 am Scheideweg, auch weil Mutter Silke den Fahraufwand vom heimischen Thalmassing nach Regensburg kaum noch bewältigen konnte: Beinahe täglich gings zum Kaulbachweg zur Jahnschmiede der SSV-Fußballer oder an die Dechbettener Brücke zur Handballschmiede des ESV 1927.

Gene hat Lichtlein von den Eltern reichlich mitbekommen: Der Vater war Fußballer, die Mutter Handballerin. “Wenn du richtig weit kommen willst, musst du dich entscheiden, welche Sportart du präferierst”, hatte die Mutter geraten.

Zur Entscheidungsfindung trug Carsten Lichtlein, langjähriger Torhüter der deutschen Nationalmannschaft, bei. “Ich habe Onkel Carsten immer im Fernsehen zugeguckt, dann oft mit dem Ball im Wohnzimmer rumgeworfen”, erinnert sich Nils.

Lichtlein spielte beim ESV seit der E-Jugend stets in der nächsten Altersstufe, um mehr gefordert zu sein. Ebenso verhielt es sich in den Auswahlteams: Die Ostbayerntrainer Robert Torunsky und Dieter Hierl haben den 2002er-Jahrgang schnell zu den 1999ern rekrutiert. Landescoach Christoph Kolodziej handelte ähnlich. Derweil erhöhte sich für Mutter Silke die Fahrerei kontinuierlich, bis Nils im August 2016 dem Werben der Jungfüchse Berlin erlag: als C-Jugendlicher für den B-Juniorenkader in Deutschlands erfolgreichster Talentschmiede der letzten Dekade.

Freie Auswahl mit 14

Zweimal verschaffte er sich im Vorfeld einen Eindruck vor Ort. Der damals 14-Jährige hatte freie Auswahl: “Auch in Gummersbach war ich ein paar Tage beim Probetraining. Und Coburg, Rimpar und Großwallstadt haben sich auch gemeldet”. Schweren Herzens habe sie Nils gehen lassen, blickt Mutter Silke zurück: “Aber wir kommen aus einer Familie, in der der Leistungssport einen hohen Stellenwert hat.” Nils' Opa Artur stand einst im Tor des TV Großwallstadt.

In Berlin ist alles perfekt: “Das Zusammenspiel von Verein, Internat und Schule läuft sehr gut und ist nur wenige hundert Meter auseinander”. Am 18. März streiten sich die Füchse Berlin mit GWD Minden, bei dem Onkel Carsten Lichtlein im Gehäuse steht, dann um Bundesliga-Punkte. Und wer weiß: Vielleicht klappt's (ja doch) mit einem familieninternen Duell.

 

Turnen, Fussball und jetzt Handball

Anfänge: Als Vierjähriger trat Nils in die Turnabteilung des FC Thalmassing ein, zwei Jahre später wechselte er in die Fußballabteilung. Mit acht Jahren schloss sich der Rechtsfuß dem SSV Jahn an. Parallel erfolgte die Anmeldung bei den ESV-Handballern - als Linkshänder.

Schule: Heuer im Frühjahr “baut” der 18-jährige Gymnasiast sein Abitur, dem wohl ein Studium “in Richtung Maschinenbau” folgen wird.

 

Text: Gerd Winkler/ Mittelbayerische Zeitung

Foto: WCH2019/FILIP VIRANOVSKI

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