Die DHB-Junioren mit den bayerischen Spielern Max Staar und Max Neuhaus holen Platz 9 bei der WM und ziehen Bilanz...

Es war der Traum der deutschen Mannschaft, am gestrigen Sonntag das U21-WM-Finale im spanischen Pontevedra zu bestreiten, doch dieser Traum war nach der unglücklichen Achtelfinal-Niederlage gegen Portugal (36:37 nach Verlängerung) bereits am Mittwoch zerplatzt. Durch den finalen 29:28-Erfolg im Siebenmeterwerfen gegen Spanien im Platzierungsspiel beendete die am Freitag nach Deutschland zurückgekehrte Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger auf Rang neun. Frankreich wurde derweil am Sonntag Weltmeister durch einen 28:23-Finalerfolg gegen Kroatien. Deutschland-Bezwinger Portugal verpasste durch ein 27:37 gegen Ägypten im Spiel um Platz drei die Bronzemedaille.
„Wir sind insgesamt enttäuscht mit unserem Abschneiden, denn wir hatten uns viel mehr vorgenommen. Wir wollten ins Halbfinale und noch mehr“, sagte Torwart Till Klimpke. Diese Einschätzung vertritt auch Bundestrainer Martin Heuberger: „In der entscheidenden Partie gegen Portugal haben Kleinigkeiten gegen uns entschieden. Portugal wirkte reifer und war auf den zentralen Positionen besser besetzt als wir.“ Als positiv bewertet der Bundestrainer die Tatsache, dass die Mannschaft nach dem Viertelfinalaus nicht in ein Loch gefallen war: „Keiner ist in Selbstmitleid verfallen, die Mannschaft hat gegen Spanien eine tolle Moral gezeigt und ist verdient mit einem Sieg aus dem Turnier gegangen. Zum Leistungssport gehört eben auch, mit Niederlagen umzugehen und daraus zu lernen. Das hat unsere Mannschaft gut gemacht.“
Generell sieht Heuberger eine immer breitere Spitze im Nachwuchshandball: „Andere Länder, wie Portugal, Tunesien oder Ägypten, haben aufgeholt, es gab zwölf fast gleichwertige Spitzenmannschaften bei dieser WM. Die knappen Ergebnisse in der K.o.-Phase zeigen, dass häufig Kleinigkeiten und die Tagesform für den Spielausgang entscheidend waren.“
DHB-Sportvorstand Axel Kromer spricht in seiner WM-Bilanz von einer „schmerzhaften, aber verdienten Niederlage“ gegen Portugal: „Mehr K.o.-Spiele wären für die Entwicklung der Spieler sehr wertvoll gewesen, und wir haben klar unser Ergebnisziel, mindestens das Halbfinale zu erreichen, verpasst. Die WM muss nun intensiv und sehr kritisch aufgearbeitet werden.“
Das sieht Heuberger ähnlich: „Beim Blick auf die Konkurrenz müssen wir am Ball bleiben und von Neuem vorne angreifen. Wir müssen jetzt genau schauen, welche Schlüsse wir ziehen und was wir optimieren können.“ Eine zentrale Rolle habe dabei die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und insbesondere auch den HBL-Leistungszentren: „Wir haben die internationale Entwicklung gesehen und müssen nun diese Trends aufzeigen, die die Spieler dann in ihrer täglichen Arbeit umsetzen müssen.“
Begeistert zeigte sich Kromer von den Vorrundensiegen gegen Island und Norwegen - und wie Heuberger von den beiden Führungs- und Elitekaderspielern Sebastian Heymann und Till Klimpke. „Die Erfahrung, die beide bei der WM gesammelt haben, wird ihnen langfristig sehr hilfreich sein“, sagte Sportvorstand Kromer, der besonders den Kapitän hervorhob: „Als Eloy Morante Maldonado ausfiel, lag eine unglaubliche Verantwortung auf Basti Heymann, und dann war es toll zu sehen, wie er diese Situation zum Beispiel mit dem letzten Tor der regulären Spielzeit gegen Portugal gemeistert hat.“
„Beide sind vorne weg gegangen, haben ihre Rolle toll gemeistert. Sie haben Verantwortung übernommen und sind auch außerhalb des Feldes zu Persönlichkeiten gereift“, sagte Heuberger. Ein Sonderlob gab es von Bundestrainer und Sportvorstand auch für Rechtsaußen Dimitri Ignatow, der mit 36 Treffern zweitbester DHB-Werfer nach Heymann (38) war. „Dimitri hat ein überragendes Turnier gespielt“, sagte Heuberger, und Kromer ergänzt: „Ignatow hat sehr hochklassig und konzentriert abgeschlossen, ich bin jetzt gespannt, wie er sich in der Liga entwickelt und wie er im Verein in Melsungen Druck auf A-Nationalspieler Tobias Reichmann ausüben kann.“
Als Problemzone bei der WM sah Kromer den rechten Rückraum, der durch einige verletzungsbedingte Ausfälle wie jenen von Gregor Remke geschwächt war. „Wir konnten die Tatsache, dass wir in Jannek Klein nur einen Linkshänder im Kader, teilweise durch Rechtshänder kompensieren und Jannek hat am Ende auch noch einmal stark gespielt, aber nach Eloys Ausfall wurde das zum Problem.“ Klein selbst nimmt trotz des verpassten Halbfinals viel Positives mit: „Ich habe viel gelernt, habe aber auch gemerkt, dass ich noch viel lernen muss. Es war ein tolles Gefühl, mit dieser Mannschaft zusammenzuspielen.“
Nach einer Woche Urlaub geht es für Heuberger dann schon weiter: Er wird seine künftige Mannschaft bei der U19-Weltmeisterschaft in Nordmazedonien kennenlernen und analysieren.
Text: DHB, Foto: Henrik Schipper/JUNG