ThSV Eisenach : TV 1861 Erlangen-Bruck 32:26 (10:19)

Auswärtsfahrten machen schön, überraschenderweise hat man dennoch nicht gewonnen!


David gegen Goliath, Glurak gegen Bisasam oder was auch sonst für Beispiele für ein ungleiches Duell aufgeführt werden können; so waren die Voraussetzungen auch am vergangenen Samstag im Ligaspiel der 3. Handball Liga Ost. Der ThSV Eisenach, welcher in der laufenden Saison lediglich einmal verloren hatte und vollkommen zu Recht an der Tabellenspitze auf die restlichen Mannschaften hinabblickt, gegen den TV 1861 Erlangen-Bruck, welcher sich als Aufsteiger im Abstiegskampf befindet und auswärts erst einmal gesiegt hat. Auch die Unterschiede in anderen Bereichen könnten nicht gravierender sein.

Finanziell gesehen will man gar nicht wissen was die Eisenacher für Möglichkeiten haben bei durchschnittlich 1.600 Zuschauern, von denen jeder einen Zwanni auf den Tresen legen muss, um einem Spiel beizuwohnen. Fast ebenso zahlreich wie Zuschauer finden sich in der Halle unzählige Ordner, Helfer und Mitarbeiter mit Schildchen um den Hals, die für einen reibungslosen Ablauf in der Werner-Aßmann-Halle sorgen. Darüber hinaus gibt es einen Livestream mit Kommentatoren auf YouTube zu jedem Heimspiel und eine Lasershow vor dem Anpfiff. Das ist dann schon eine ganz andere Hausnummer (vielleicht 54 oder so) und unterstreicht die Aufstiegsambitionen der Thüringer für diese Saison.

Bei keinem Spiel hatten die Brucker also weniger zu verlieren und so begab man sich zwar nicht in Bestbesetzung und mit lediglich 14 Spielern, aber mit bester Laune auf die Autobahn gen Norden. Im Hinspiel konnte man sich eine Zeit lang gegen den Topfavoriten behaupten und verkaufte sich ganz anständig. Ziel an diesem Wochenende war es, zu schauen was ging und die grandiose Atmosphäre zu genießen. Um solche Spiele zu bestreiten, hat Brooklyn United so hart am Aufstieg gearbeitet.

Physische Überlegenheit

Die Taktiktafel der Brucker war an diesem Tag noch nie so voll gemalt gewesen, da man beim Gegner auf zahlreiche Faktoren achten und eingehen musste. Das Trainergespann Ben Ljevar/Roland Nixdorf entschied sich für eine offensive Abwehrvariante, um das Eisenacher Angriffsspiel zu stören, da relativ klar war, dass man körperlich und wohl auch spielerisch im direkten Duell klar unterlegen war. In der Theorie gut, aber in der Praxis fraglich, trug diese Maßnahme dem TV 1861 Erlangen-Bruck lediglich in den ersten paar Minuten Früchte. Die physische Überlegenheit der Heimtruppe war überwältigend und man hatte ein ums andere Mal das Nachsehen.

In der ersten Halbzeit musste sich Brooklyn United jedes Tor hart erarbeiten, während die andere Seite wenig Mühe hatte zum Torerfolg zu kommen. Das spiegelte sich auch im Ergebnis wieder: von 6:2 über 12:6 auf 19:10 zur Halbzeit. Ja… die waren halt einfach eine Nummer zu krass. Allerdings wollte man sich hier und heute nicht kampflos abfrühstücken und wie Schießbudenfiguren abknallen lassen. Die Motivation und der Kampfgeist der Franken waren noch lange nicht erloschen und man warf alles an Einsatz und Wille in die Partie, was man finden konnte.

Hier und da ein Bein Stellen

Und siehe da, man hatte doch seine Chancen und konnte dem übermächtigen Gegner hier und da ein Bein stellen. Zu Fall kam der Riese natürlich nicht ganz, aber er strauchelte gelegentlich. Was den Unterschied in der zweiten Halbzeit auf beiden Seiten ausmachte war die mannschaftliche Geschlossenheit. Brooklyn United fungierte als Team. Freute sich gemeinsam über jeden Treffer und spornte sich gegenseitig an. Während auf der anderen Seite große Unstimmigkeit herrschte und auch mal böse Worte den Weg an den Kopf des Mitspielers fanden.

Apropos Kopf… Jung-Keeper Valentin Naglik hielt für sein Team wortwörtlich den Kopf bei einem Strafwurf hin und durfte mit einem Veilchen als Belohnung weitermachen. Das schürte den Durchhaltewillen der Gäste nur umso mehr und so ließ man sich auch nicht vom enthusiastischen Hallensprecher aus dem Konzept bringen, der die Tore der Brucker mit den Worten „langweilig“ oder „glücklich“ kommentierte. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal dafür. Vor allem ab der 45. Minute war man den Eisenachern mindestens ebenbürtig. Diese setzten alle Spieler ein und gaben somit auch den Akteuren, die nicht so oft zum Zug kommen ihre Chance sich zu beweisen. Was jetzt aber nicht bedeutet, dass da eine Gurkentruppe auf dem Feld stand. Die körperliche Dominanz der Thüringer war weiterhin überdeutlich.

Zweite Halbzeit gewonnen

Auf Brucker Seite ließ man sich von der guten Stimmung innerhalb der Mannschaft leiten und präsentierte sich kampfeslustig und mit viel Selbstvertrauen. Zahlreiche schöne Treffer gab es zu bestaunen: Chrissi Eichhorn mit einem Powershot in die Gabel, Julian Mangen mit einem schönen Drei-Finger-Dreher oder wie sollte es auch anders sein Christopher Härtl mit Würfen aus dem Rückraum, nachdem er seinen Arm ordentlich ins Stempelkissen gedrückt hatte. Am Ende konnte man die Niederlage natürlich nicht verhindern, aber die zweite Halbzeit immerhin gewinnen, was zwar nicht für jeden ein Erfolg sein mag, aber für Brooklyn United schon.

In den letzten Sekunden hatte Dries (Name geändert), aus der zweiten Mannschaft eingebürgert, noch die Chance auf sein erstes Tor in der dritten Bundesliga, doch wohl aus Angst er müsste einen Einstandskasten bezahlen verweigerte er den Treffer. Das wird Konsequenzen haben, junger Mann! Man hatte sich gut präsentiert und ging erhobenen Hauptes aus der Halle in die Kabine, wo schon Ex-Eisenacher/Ex-Brucker Jason Mignon mit Bratwürsten und Bier wartete. Danke nochmal an dieser Stelle! Danach ging es feuchtfröhlich Richtung Heimat, wo man noch einige Male auf den Geburtstag von Enzo Kohler anstoßen durfte. Schöner Abend, alles in allem!

Weiter geht es nächste Woche daheim gegen die SG Leutershausen. Wer nichts zu tun hat oder zufällig in der Gegend ist: Karl-Heinz-Hiersemann-Halle 18:00 Uhr. Wir werden extra alle Geräteräume bestuhlen lassen und das Dach öffnen, damit wir auch solche Zuschauerzahlen wie in Eisenach hinbekommen.

 

Quelle: Brooklyn United Handball / Moritz Mücke Bilder: Ulf Thaler

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