Deutschland gegen Norwegen

Zum vierten Mal in der Geschichte von Männer-Weltmeisterschaften steht eine DHB-Auswahl in einem WM-Halbfinale – und zum ersten Mal kommt es am Freitag um 20.30 Uhr (live in der ARD) in der Hamburger Barclaycard-Arena in der Vorschlussrunde zu einem Duell mit Norwegen.


Bislang war immer Frankreich der Gegner. Nur 1995 in Island (am Ende Vierter) gab es eine Niederlage (20:22). 2003 in Portugal (am Ende Zweiter) hieß es 23:22, beim WM-Titel 2007 gab es ein 32:31 nach Verlängerung. Das Spiel gegen Norwegen ist somit das erste WM-Halbfinale für deutsche Männer nach dem Heim-WM-Titel in 2007.

Dagegen steht Norwegen im dritten Halbfinale in drei Jahren: Bei der EM 2016 unterlagen die Skandinavier in Krakau (Polen) mit 33:34 nach Verlängerung gegen den späteren Europameister Deutschland und wurden am Ende Vierter. Bei der WM 2017 in Frankreich hieß es in Paris 28:25 nach Verlängerung gegen Kroatien, Norwegen gewann später Silber, verlor das Finale gegen Gastgeber Frankreich mit 26:33 – die erste Medaille überhaupt. Damit war Norwegen der erste Medaillengewinner bei einer Männer-WM, der dank einer IHF-Wildcard überhaupt am Turnier teilnehmen durfte. Zwei Jahre zuvor hatte die DHB-Auswahl die Wildcard erhalten und war Siebter geworden.

Die norwegische Männermannschaft stand jahrelang im Schatten der viel erfolgreicheren Frauenteams (zweimal Olympiasieger, zweimal Weltmeister und siebenmal Europameister), aber mit dem Start von Christian Berge als neuem Cheftrainer nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2014 änderte sich das komplett – auch wenn es bei der EM 2018 in Kroatien einen Rückschlag gab: Denn eine weitere Niederlage gegen Frankreich am ersten Vorrundenspieltag in Porec war der Grund, warum Norwegen das Halbfinale verpasste. Nun ist die Berge-Truppe zurück unter den besten Vier – und im Kader stehen elf Spieler von Bundesliga-Vereinen, davon vier für Meister Flensburg. Nur Alexander Blonz (HC Viking) spielt in Norwegen.

Aktuell bester Werfer ist Magnus Jöndal von der SG Flensburg-Handewitt mit 46 Toren (Vierter der Torschützenliste), Superstar Sander Sagosen hat 42 Treffer (genau wie sein PSG-Teamkamerad Uwe Gensheimer) und 35 Assists auf seinem Konto. In der Vorrundengruppe C in Herning feierte Norwegen vier Siege, kassierten mit dem 26:30 gegen Dänemark eine Niederlage. In der Hauptrunde ebenfalls in Herning gelangen drei Siege, darunter das für den Halbfinaleinzug und Rang zwei wichtige 30:27 gegen Schweden.

Für Bundestrainer Christian Prokop steht Sagosen zwar im Fokus, aber: „Er ist mit Sicherheit einer der namhaftesten Spieler in dieser Mannschaft, aber wenn man sich die Torverteilung anguckt, dann ist viel Ähnlichkeit mit unserem Team zu sehen. Sie haben zwei sehr treffsichere Außen, die unseren Torhütern aus der Bundesliga bekannt sind, haben mit Sagosen, O´Sullivan, Johannessen Spieler, die mit einer hohen Dynamik Löcher reißen. Es wäre falsch Norwegen auf Sander Sagosen zu reduzieren. Die Mannschaft kommt über Kämpferqualität und ein gutes Spielkonzept von Christian Berge.“

Sagosen ist der Topstar der Mannschaft, er spielte sein erstes großes Turnier bei der EM 2014 als 18-Jähriger, wechselte danach er von Haslum zum dänischen Spitzenklub Aalborg. Nach der EM 2016 buhlten alle europäischen Spitzenklubs um ihn, den Zuschlag erhielt Paris Saint-Germain. Kämpferqualitäten zeigte Sagosen im 2016er Halbfinale gegen Deutschland und im verlorenen Spiel um Platz drei gegen Kroatien, als er trotz gebrochener Mittelhand auflief.

Norwegen ist zudem die letzte Mannschaft, die die DHB-Männer besiegen konnte: beim 30:25 in München im Juni, danach folgten 14 Siege und ein Remis (inklusive sieben Siegen und dem Remis gegen Frankreich bei der WM 2019) in Serie.

Deutsche Bilanz gegen Norwegen:
37 Siege – 4 Remis – 13 Niederlagen – Tordifferenz: 1173:1035

 

Quelle: BP, Bild: Sascha Klahn DHB

zurück zur Übersicht


Top