ESV macht sich selbst ein Weihnachtsgeschenk

Das Spitzenspiel zwischen dem ESV 1927 und dem SV Allensbach hielt alles, was sich die zahlreichen Zuschauer in der Sporthalle Königswiesen am Samstagabend vom Duell des Vierten mit dem Tabellenzweiten versprochen hatten.


Fast alles, denn die eigentlich so offensivstarken Teams lieferten sich wider Erwarten eine echte Abwehrschlacht. Vor allem die Regensburgerinnen waren gegenüber den eher schwachen Defensivleistungen in Möglingen und gegen Würm-Mitte mit jeweils 30 Gegentoren nicht wiederzuerlangen. Die Abwehr war von Beginn an giftig und hatte mit Kristyna Vidrsperkova einen starken Rückhalt hinter sich. In der Offensive erspielten sich die Gastgeberinnen eine Vielzahl von guten Möglichkeiten, die Verwertung von Rechtsaußen und dem Kreis war an diesem Abend von deutlich zu viel vorweihnachtlicher Nächstenliebe geprägt. Der ESV hatte mit der Gästeabwehr aber auch in jedem Angriff eine echte gabe zu bewältigen, die Schiedsrichter ließen hüben wie wohltuend drüben viel zu und die Mannschaften dankten dies mit hartem, aber größtenteils fairem Verteidigen. Mit 15 Treffern in Durchgang eins – Aktivposten waren da vor allem Andrea Vlachova, Natascha Weber und Nicole Lederer – wurde das insgesamt recht ordentlich gelöst. Dass es beim 15:12-Halbzeitstand zu drei Toren Vorsprung reichte, lag an einem von der extra dafür eingewechselten Andrea Poschenrieder parierten Strafwurf und fast perfekten Schlussminuten.

Nach der Pause hatten die „Hühner vom Bodensee“ eine starke Phase – und Überzahl nach Zeitstrafe gegen Anna Fuhrmann. Franzi Peter verwandelte in Unterzahl aber ein freches Kempa-Anspiel von Natascha Weber verschaffte den Regensburgerinnen ein psychologisches Hoch: Kurz danach stellte Andrea Vlachova auf 17:14 und wenig später Nicole Schiegerl auf 18:14 für die Oberpfälzerinnen (39. Minute). Die 5:1-Deckung des ESV mit Anna Fuhrmann als „Indianerin“ agierte nach Wiederanpfiff brillant und die durchschnittlich für 33 Tore guten Allensbacherinnen hatten riesige Probleme, in aussichtsreiche Wurfpositionen zu gelangen und rannten oft ins passive Spiel. Eine zweite, diesmal überzogene Zeitstrafe gegen Fuhrmann zwang das ESV-Trainergespann Stefan von Frankenberg/Ingo Gömmel zu einer defensiveren Variante. Aber auch die 6:0-Formation trieb den zur Verzweiflung und ließ der im ersten Durchgang noch so bärenstarken Kreisläuferin Svenja Hübner keinen Platz zur Entfaltung. Im Angriff erspielte sich Regensburg weiterhin die wesentlich besseren Möglichkeiten, die Verwertung war aber zu schwach. Die ESV-Ladies warfen zu wenig mit Auge und scheiterten freistehend immer wieder an SV-Keeperin Nathalie Wörner oder an ihren eigenen Nerven.

„In der Phase verwerfen wir ein halbes Dutzend Hundertprozentige und verpassen mehrfach die Vorentscheidung“, haderte Coach von Frankenberg nach der Partie. Allensbach kam so auf 18:19 heran und hatte sogar die Chance auf den Ausgleich. Doch den verpasste der SV mit einem halbgaren Wurf, denn Vidrsperkova – wie etliche Bälle mehr – sicher parierte. Was die Regensburgerinnen im Angriff versemmelten, korrigierten sie in der Deckung ein ums andere Mal mit maximalem Einsatz. So stand nach einer extrem torarmen zweiten Hälfte (6:7) und einem – mit Verlaub – geilem Handballspiel ein verdientes 21:19 auf der Anzeigetafel.

Der ESV hatte Allensbach ein zweites Mal den Zahn gezogen und rückte auf den dritten Platz vor. Damit sind die Regensburgerinnen – zumindest aktuell – tatsächlich die beste Handballmannschaft im Freistaat. „Das ist eine grandiose Momentaufnahme und Belohnung für die tolle Arbeit von Mannschaft und Trainer“, freute sich ein glücklicher Abteilungsleiter Dieter Müller. „Der Klassenerhalt ist uns eigentlich schon jetzt nicht mehr zu nehmen – und das am ersten Spieltag der Rückrunde“, konnte Müller das Glück kaum fassen. Diese fast schon surreale Konstellation können die Regensburgerinnen nun bis zum 27. Januar und dem Auswärtsspiel in Pforzheim genießen. Das Team will nun alles daran setzen, so lange wie möglich oben mitzumischen. Das Zeug dazu hat es.

Bericht und Bild: ESV 1927 Regensburg

 

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