Herzogenaurach zurück in der Bayernliga

Nach einem Jahr in der dritten Liga mussten sich die Herzogenauracher Damen trotz eines Siegs im Relegtionsrückspiel mit zwei Toren geschlagen geben und steigen somit in die Bayernliga ab.


Zum Abschied sag ich leise Servus

Sechs Siege, drei Unentschieden und 13 Niederlagen. Soweit die Ergebnisse der ersten und bislang einzigen Drittligasaison einer Herzogenauracher Handballmannschaft. Keine schlechte Ausbeute für einen Aufsteiger, dennoch in diesem Jahr nicht gut genug für den Klassenerhalt.

Gehen wir tiefer in die Statistik der 22 Spieltage hinein, stehen 524 geworfene 555 erhaltenen Toren gegenüber. Das sind nur fünf Tore mehr als der amtierende Meister aus Metzingen bekommen hat und genauso viele wie gegen den Vizemeister Bietigheim II gefallen sind. Mit diesem teilen wir uns den Titel „Viertstärkste Abwehr der Liga“. Das hört sich stark an, ist es auch. Leider gilt nach wie vor auf dem Weg zum Sieg die volksmündliche Devise: „Ein Tor mehr werfen als der Gegner“. Und genau hierbei geht nicht nur aus der Statistik hervor, dass dies das Manko der Herzogenauracher Damen war. Mit 524 Toren warfen sie die wenigsten der Liga. Gerade in entscheidenden Phasen des Spiels, wollte den Herzogenaurachern kein Torerfolg gelingen. Spiele, die man längst im Griff hatte, gerieten plötzlich wieder außer Kontrolle und letztlich konnte zu oft nur der aufmunternde Spruch der Gegner „Ihr seid eine sympathische Truppe“, jedoch keine zählbaren Punkte, mitgenommen werden.

Doch nun noch einmal der Reihe nach. Das Abenteuer 3.Liga startete mit dem Spiel gegen die Metzinger Zweite. Zuhause konnte man den bundesligaerfahrenen Spielerinnen zeitweise sehr wohl Paroli bieten. Doch letztlich war der Gegner individuell zu stark.  Aber schon im nächsten Spiel holte man sich das erste Erfolgserlebnis. Der Jubel kannte keine Grenzen, als Torhüterin Martina Ebersberger in letzter Sekunde vom eigenen Torraum aus den Siegtreffer in Ketsch warf. Zwei unnötige Niederlagen gegen die direkten Konkurrenten Kandel und Möglingen folgten, ehe gegen den Tabellenletzten SG OBK wieder ein Sieg gefeiert wurde.

Der Herzogenauracher Powerhandball war längst in der 3.Liga angekommen, keiner der Gegner wagte das Team noch zu unterschätzen. Die Derbyniederlage in Regensburg war sicherlich ein Erlebnis, an das man sich noch eine Weile erinnern wird. Und dann kam kurz vor Weihnachten der Höhepunkt der Hinrunde. Ein Sieg in heimischer Halle gegen das Spitzenteam aus Haunstetten und ein Unentschieden in Bietigheim ließen die Damen mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen.

Auch der Start in die Rückrunde gelang zunächst hervorragend mit einem Punktgewinn in Metzingen, doch beim Heimspiel gegen Ketsch kam der große Rückschlag: Rückraumshooterin Jana Lichtscheidel verletzte sich schwer am Knie und fiel für den Rest der Saison aus. Es folgte eine erneut ärgerliche Niederlage gegen Kandel und ein Unentschieden gegen Möglingen, das sich wie eine Niederlage anfühlte. Beim Tabellenletzten OBK setzte es dann eine überraschend hohe Niederlage. Da kam das Derby gegen Regensburg gerade recht, um über die Emotionen wieder ins Spiel zu finden. In einer bis zur 40.Minute ausgeglichenen Partie arbeiteten die Damen konzentriert und fokussiert bis zum Abpfiff. So feierten wir einen überragenden 27:20 Sieg, der nochmal Schwung für die Zielgerade bringen sollte. Denn plötzlich war die Saison fast vorbei und die TS H immer noch in der Abstiegszone. Leider holte man am Ende der Saison nur noch gegen Waiblingen-Korb einen doppelten Punktgewinn, die restlichen vier Spiele gingen verloren. Weil die direkte Konkurrenz im Gegenzug ihre Spiele gewann, mussten sich die Herzogenauracher mit dem zehnten Tabellenplatz zufrieden geben. Während die Ergebnisse gegen Freiburg (24:25) und Allensbach (21:23) denkbar knapp ausfielen, zollten die Damen gegen Haunstetten und Bietigheim der langen Saison Tribut. Auch wenn sich jede Spielerin bis zur völligen Erschöpfung ins Gefecht warf, Kopf und Körper waren platt. Umso mehr schmerzte es, dass im letzten Saisonspiel auch noch Steffi Mittasch einen Kreuzbandriss erlitt.

Nun kam noch die Relegation. Zwei Spiele, die die letzte Chance zum direkten Klassenerhalt sein sollten. Das Hinspiel gegen Chemnitz ging mit zwei Toren verloren und das Rückspiel als bitterster Sieg in die Geschichte der Herzogenauracher Handballer ein. Zwei Tore fehlten. Vor einer atemberaubenden Kulisse warfen wir einmal mehr zu wenige Tore und da war er nun, der Abstieg. Das erste Mal traf er uns mitten ins Herz.

Die im Nachhinein überflüssigen Spiele gegen Vechta wurden nun konsequenterweise mitgespielt. Während es im Heimspiel erneut eine Niederlage setzte, war klar: Um den theoretischen Vorteil auf die 3.Liga zu erhalten, musste ein Sieg in Vechta mit mindestens vier Toren Abstand her. Hochprofessionell ist man die Reise einen Tag vorher angetreten. Fokussiert, motiviert und mit einem besonderen Gefühl – es war schließlich diesmal sicher das letzte Spiel für dieses Saison – starteten wir gut gelaunt ins Spiel. Frei nach Blümchen: „Heut ist mein Tag“ war sofort klar, hier werden wir gewinnen und zwar so hoch, dass es reichen würde, den direkten Vergleich für uns zu entscheiden. Vechta hielt in der ersten Halbzeit noch wacker dagegen, doch mit Beginn der zweiten Halbzeit spielten wir uns in einen Rausch und setzten uns uneinholbar ab. Das 21:27 sicherte uns den ersten Platz auf der Warteliste.

Und nun ist es Gewissheit: Nach unserem kleinen aber feinen Ausflug in die 3.Liga, sehen wir uns im kommenden Jahr wieder vermehrt in den bayerischen Handballhallen. Viele Dinge nehmen wir mit: Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen, Teamspirit, Motivation, Kampf, Athletik, Training, Wille und das Wissen, dass es oft die Kleinigkeiten sind, die den Sieg ausmachen.

Auf geht’s in eine neue Saison voller wunderbarem Powerhandball. 

Bild und Text Herzogenaurach 

 

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