Ein Punkt Aufwandsentschädigung pro 900 Kilometer

Die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg kehrten am Sonntagmorgen mit reicher Beute aus Schleswig-Holstein in die Oberpfalz zurück: Die Bunkerladies besiegten die „Nordfrauen“ des TSV Nord Harrislee mit 36:32(17:14) und verteidigten damit Rang drei im Sechzehner-Feld.


Knapp 1800 Kilometer Wegstrecke, gut 30 Stunden unterwegs – für diesen enormen Aufwand wollten sich Bayerns beste Handballerinnen selbst belohnen. Der Gegner von der dänischen Grenze hatte vor dem Anpfiff nur noch theoretische Chancen auf den Ligaverbleib und konnte dementsprechend locker in das Kräftemessen gehen. Zudem hatte der TSV in eigener Halle schon beachtliche Resultate erzielt und sich nach eigener Aussage „einiges vorgenommen und ausgerechnet“. Dadurch war die Ausgangslage – der Fünfzehnte empfing den Dritten – ganz handballtypisch nicht so klar war, wie es die Papierform vermuten ließ.

ESV-Trainer Bernhard Goldbach war es wichtig, dass die Partie in der mit gut 100 Zuschauern leider nicht gut besuchten Holmberghalle keinen Freundschaftsspiel-Charakter hatte. Nach vier unbesiegten Partien in Serie hatte sein Team Selbstvertrauen gesammelt und demonstrierte von Beginn an unbedingten Siegeswillen. Im Positionsangriff wurde gut kombiniert und auch das Tempospiel klappte hervorragend. Dadurch lagen die Gäste von Beginn an in Front, die Zwischenstände von 12:6 und 13:7 waren die Höchstwerte im ersten Durchgang. Harrislee blieb trotz einer frühen Roten Karte gegen Jane Andresen in der elften Minute aber stets gefährlich und konnte kurz vor dem Seitenwechsel auf 14:16 verkürzen. Die starke Carina Vetter erhöhte jedoch auf 17:14 und die Millisekunden vor dem Wurf ertönte Halbzeitsirene kostete die ESV-Linksaußen einen weiteren Treffer.

#6 Linksaußen Carina Vetter legte am Samstag eine starke Partie gegen Nord Harrislee ab

Drei Tore Vorsprung und Ballbesitz nach Wiederanpfiff – die Voraussetzungen waren gut, aber den Oberpfälzerinnen war bewusst, dass es noch ein heißer Tanz werden könnte. Zwei schnelle Treffer von Johanna Brennauer verbesserten die Ausgangslage weiter. Die Bunkerladies erspielten sich in der Folgezeit Chancen in Hülle und Fülle, scheiterten jedoch etliche Male freistehend an der glänzend parierenden TSV-Keeperin Jula Zietz. Statt der möglichen Vorentscheidung kam Harrislee in der 51. Minute wieder auf 24:27 heran und der ESV musste zusätzlich eine Zeitstrafe absitzen. Die in Abwehr und Angriff bärenstarke Marleen Kadenbach, die ihre sechs Tore ohne Fehlwurf verbuchte, setzte aber gleich ein Geschoss in die Maschen – und die Segel auf Sieg. Harrislee versuchte mit einer offenen Deckung alles, aber der ESV ließ sich nicht verunsichern. Lisa Fuchs, die mit acht Treffern Topscorerin war, nutzte die Räume geschickt und zeichnete für die finalen beiden ESV-Tore zum 36:32-Endstand verantwortlich.

Regensburgs Trainer Bernhard Goldbach war sehr zufrieden nach dem Schlusspfiff: „Meine Mannschaft hat über 60 Minuten viel Spielfreude gezeigt und sich super Möglichkeiten erspielt. Bis auf die Durststrecke in der zweiten Hälfte war die Chancenverwertung viel besser als zuletzt. Wir haben das Spiel vom Anpfiff an kontrolliert, beide Hälften und somit das Spiel verdient gewonnen.“ Der Coach freute sich besonders über die Tatsache, dass sich alle Feldspielerinnen in die Torschützenliste eintragen konnten.

„Klasse, dass wir zu unserer Auswärtsstärke zurückgefunden haben. Da ist im Saisonverlauf eine deutliche Entwicklung zu sehen“, freute sich der Sportliche Leiter Robert Torunsky über den dritten Erfolg auf fremdem Parkett in Serie. Ein großes Dankeschön der Mannschaft richtet sich an die fünf mitgereisten Bunkerladies-Fans, die für Heimspielatmosphäre gesorgt hatten.

Am Sonntag steht für die Bunkerladies die nächste Fahrt an: Der auf Rang vier notierte deutsche Rekordmeister HC Leipzig möchte mit dem ESV die Position tauschen, Regensburg genau dies verhindern.

ESV 1927 Regensburg:

Tor: Joelle Arno, Stephanie Lukau

Feld: Lisa Fuchs 8, Carina Vetter 7, Marleen Kadenbach 6/2, Franziska Peter 6/3, Johanna Brennauer, Carolin Hübner je 2, Julia Drachsler, Maxie-Leonie Fuhrmann, Theresa Lettl und Sara Mustafic je 1.

Bericht & Bilder: Hans-Christian Wagner, ESV 1927 Regensburg

zurück zur Übersicht


Top